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【Exkurs】Geschichte der japanischen Sprache und Schrift

Dieser Exkurs ist besonders für jene zu empfehlen, die sich tiefgründiger mit dieser wunderschönen Sprache beschäftigen wollen, da wir in diesem Exkurs genauer auf die Entstehung der Japanischen Sprache und der heute verwendeten Schrift eingehen werden.
Jene die sich rein auf das Erlernen der japanischen Sprache konzentrieren wollen, können diesen Exkurs ohne Probleme überspringen.

Einleitung

Um uns die Geschichte der japanischen Sprache und der japanischen Schrift genauer anschauen zu können, müssen wir uns diese zuerst getrennt voneinander betrachten. Da die Entstehung der japanischen Sprache weitaus früher als die der japanischen Schrift beginnt.

Das moderne Japanisch wird zur Sprachfamilie der „Japonischen Sprachen“ gezählt, die grob in 5 Sprachen und deren Dialekten und Sprachvariationen aufgeteilt wird. Doch ist der Ursprung dieser Sprachfamilie bis heute nicht wissenschaftlich geklärt, da durch das Fehlen eines eigenen Schriftsystems keine archäologischen Funde vorhanden sind.

ㅤJaponische Sprachen Sprecher heutzutage
ㅤ●  Japanischca. 128 Mio.
ㅤ●  Peninsulares Japanisch ✝
ㅤ●  Ryūkyū ca. 1 Mio.
ㅤㅤㅤ➥ Okinawa-Amami ca. 900 Tsd.
ㅤㅤㅤ➥ Sakishimaca. 100 Tsd.
Hinweis:
Bei der Umschrift der japanischen Sprache in lateinische Buchstaben werden Vokale, die langezogen ausgesprochen werden, mit den Symbolen【ā・ū・ō】dargestellt.
Diese langgezogenen Vokale, die nicht den deutschen Umlauten entsprechen, werden öfters in den folgenden Erklärungen oder Eigennamen auftauchen.

Entstehung der Japanischen Sprache

Um die Entstehung der modernen japanischen Sprache besser einordnen zu können, müssen wir uns kurz einen Überblick über die frühzeitlichen Sprachen Japans schaffen.

Prähistorische Sprachen

Die Besiedlung der Japanischen Inseln fand vor ca. 30.000 bis 20.000 Jahren statt, als noch eine Landbrücke die japanischen Inseln mit dem asiatischen Festland verband.
Aus dem Norden über Hokkaidō wanderten Gruppen aus Sibirien ein und aus dem Süden wanderten Gruppen über die koreanische Halbinsel nach Zentral-Japan ein. Die südlichen Inseln wurden über den Seeweg aus Südostasien erschlossen.
Nach dem sich diese Gruppen niedergelassen hatten, entstand vor ca. 14.000 bis 15.000 Jahren die sogenannte Jōmon-Kultur, die wahrscheinlich eine große Variation an prähistorischen Sprachen besaß. Die Jōmon-Zeit, die ihren Namen durch die kunstvoll verzierten Keramiken bekam, dauerte bis ca. 300 v. Chr. an.
Die heutige Minderheit der Ainu, die auf Hokkaidō lebt und eine eigene Sprache besitzt, ist noch sehr eng mit dem Menschen, der Jōmon-Zeit verwandt.

Proto-Japonisch

Als Proto-Japonisch wird der erste Vorgänger der heute verwendeten japanischen Sprache bezeichnet. Diese Sprache ist wahrscheinlich am Ende der Jōmon-Zeit um ca. 700 v. Chr. mit dem Reisanbau über die koreanischen Halbinseln und den Ryūkyū-Inseln, das heute zu Japan gehörende Okinawa, nach Japan gelangt und hat die Sprachen der Jōmon-Zeit langsam abgelöst. Das Proto-Japonische wurde wahrscheinlich während der Yayoi-Zeit (300v.-300n.) und in der Kofun-Zeit (330-710) verwendet und je nach Region haben sich eigene Dialekte oder Sprachvariationen gebildet.
Bis heute gibt es keine archäologischen Nachweise, ob die Sprachen der Jōmon-Zeit oder das Proto-Japonische eigene Schriftsysteme besaßen.

Alt-Japanisch

Als Alt-Japanisch wird die erste schriftlich nachweisbare Variante der japanischen Sprache bezeichnet, die während der Nara-Zeit (710-794) verwendet wurde. Doch schauen wir uns mal an wie es dazu kam.

Im 6. Jhd. brachten koreanische Mönche den Buddhismus gemeinsam mit der chinesischen Sprache nach Japan. Als sich im Laufe der Zeit der Buddhismus als zweite Religion neben dem Shintōismus durchsetzen konnte, setzte sich die chinesische Sprache und Schrift in der damaligen Verwaltung durch. Dies wurde begünstigt durch das Fehlen eines eigenen japanischen Schriftsystems und der Errichtung der ersten festen Hauptstadt in der Stadt Nara. Seitdem wurde in buddhistischen Klöstern und am kaiserlichen Hofe chinesisch unterrichtet. Doch nur die obersten Schichten konnten sich den Chinesisch-Unterricht leisten.

Mit der Einführung der chinesischen Schrift in der Verwaltung Japans, wollte man ebenfalls die japanischen Mythen und Gedichte schriftlich festzuhalten und es entstanden die zwei noch erhaltenen und wichtigen Werke „Kojiki“(712) und „Manyōshū“ (ca.759). Doch das Besondere an diesen zwei Werken ist, dass sie nicht wie das Nihon Shoki (720) in Chinesisch, sondern in Alt-Japanisch, mithilfe der chinesischen Schriftzeichen, verfasst wurden. Aus dieser Methode entwickelten sich die sogenannten Manyōgana, die als erste schriftliche Variation der japanischen Sprache bekannt ist und nach dem Manyōshū benannt wurden.

Kojiki (712)
[Alt-Japanisch]
Zusammenfassung der japanischen Mythen und Sagen des Shintōismus und Legitimierung der Abstammung des japanischen Kaisers von der Sonnengottheit Amaterasu
Nihon Shoki (720)
[Chinesisch]
Weltentstehungssage und Aufzählung antiker (teilweise fiktiver) japanischer Kaiser
Manyōshū (ca.759)
[Alt-Japanisch]
Gedichtsammlung von über 4500 japanischen Waka-Gedichten
*Diese drei Werke bilden die ältesten und noch existierenden Schriftwerke Japans.

Entstehung der Japanischen Schrift

Manyōgana【万葉仮名】

Manyōgana sind chinesische Schriftzeichen, die nicht nach der semantischen Bedeutung, sondern nach ihrer phonetischen Eigenschaft verwendet wurden, um Texte in Japanisch wiederzugeben. Einfach gesagt wurde z.B. für ein „A“ in einem japanischen Wort ein Schriftzeichen verwendet, dass „A“ ausgesprochen wurde, aber die Bedeutung des Schriftzeichens wurde dabei ignoriert.
Zu Beginn der Manyōgana wurde noch für denselben Laut (z.B. „A“) eine Großzahl an verschiedenen Schriftzeichen verwendet, doch im Laufe der Zeit haben sie sich diese auf einige wenige reduziert.
Manyōgana sind die erste schriftliche Variation der japanischen Sprache und wurden später nach der Geschichtssammlung Manyōshū (ca.759) benannt.
Die Verbreitung der Manyōgana wurde durch Kaisererlasse, die aus einem Mix an chinesischen Schriftzeichen und Manyōgana verfasst wurden, stark begünstigt. Hierbei wurden die Manyōgana vor allem benutzt, um grammatikalische Funktionen der japanischen Sprache wiederzugeben und einen rein japanischen Satzbau zu ermöglichen. Wie in China wird traditionell von oben nach unten und von rechts nach links geschrieben.

Kanji【漢字】

Schon kurz nach der Entwicklung der Manyōgana wurde die ersten Kanji in Verbindung mit Manyōgana verwendet. „Kanji“ bedeutet wortwörtlich „chinesisches Schriftzeichen“.
Die ersten Kanji sind einfach gesagt chinesische Schriftzeichen, die anders als Manyōgana nicht nach ihrer phonetischen Eigenschaft, sondern wegen ihrer Bedeutung zur Verschriftlichung der japanischen Sprache verwendet wurden. Dabei wurde z.B. das japanische Wort für Feuer nicht mehr mit einem Manyōgana mit ähnlicher Aussprache geschrieben, sondern mit dem chinesischen Schriftzeichen, das Feuer bedeutet.
Doch durch die mangelnden Kenntnisse der chinesischen Sprache in der Bevölkerung, hat die Verbreitung der Kanji weitaus länger gedauert.

Parallel zur Verwendung der ersten Kanji, wurden nicht nur die semantische Bedeutung der chinesischen Schriftzeichen übernommen, sondern auch deren chinesische Lesungen, die aber an die japanische Phonetik angepasst wurden. Kanji besitzen also eine phonetische und eine semantische Verwendung.

● Phonetische Verwendung (Klang)

Die phonetische Verwendung (Klang) wird als On-Lesung bezeichnet.
Hierbei wird überwiegend ein aus zwei oder mehr Kanji bestehendes Wort mit einer an das Japanisch angepassten chinesischen Aussprache gelesen. Diese Wörter nennt man auch „Kango“ [漢語], chinesische Wörter.
Hierbei ist jedoch wichtig, dass nicht alle Kanji auf einmal nach Japan gekommen sind, sondern innerhalb mehrerer Epochen und aus verschiedenen Regionen des chinesischen Reiches nach Japan gelangt sind. Je nach Epoche und Region konnte sich die chinesische Bedeutung und Aussprache unterscheiden. Daher kann es vorkommen, dass ein Kanji zwei oder mehrere On-Lesungen besitzt.

● Semantische Verwendung (Bedeutung)

Die semantische Verwendung (Bedeutung) wird als Kun-Lesung oder japanische Lesung bezeichnet.
Hierbei wird für ein japanisches Wort ein chinesisches Schriftzeichen, das dieselbe Bedeutung wie das japanische Wort besitzt, verwendet. Jedoch wird für das Wort die japanische Aussprache verwendet.
Ähnlich wie bei der On-Lesung, kann ein Kanji auch mehrere Kun-Lesungen besitzen. Da ein Kanji wegen seiner Bedeutung und nicht für seine Aussprache für mehrere verschiedene japanische Wörter verwendet wird. Zum Beispiel werden die japanischen Wörter für „oben“[ue], „hinaufgehen“[nobo-ru] oder „erhöhen“[a-geru] mit demselben Kanji geschrieben, obwohl sich die phonetische Aussprache voneinander unterschieden.

KanjiBedeutungOn-LesungKun-Lesung
BergSANyama
BaumMOKUki
MenschJIN
NIN
hito
Sonne / TagNI
NICHI
hi
ka
UrsprungHONmoto
Kokuji [国字]:
Als Kokuji werden jene Kanji bezeichnet, die nicht aus China stammen, sondern in Japan entstanden sind.

Entstehung der japanischen Silbenschrift

Mit der langsam schwindenden Vormachstellung der Manyōgana am Anfang des 9 Jhd. haben sich neben den Kanji die beiden Silbenschriftsysteme Hiragana [ひらがな] und Katakana [カタカナ] aus den Manyōgana heraus entwickelt.
Schauen wir uns die Entstehungsgeschichte der japanischen Silbenschrift und deren Verwendung in der Vergangenheit und heutzutage genauer an.

Kana:
Japanische Buchstaben werden „Kana“ genannt, da sie überwiegend aus einem Vokal oder einer Kombination aus einem Vokal und einem Konsonanten bestehen (z.B. „ka“ oder „su“).
Eine Ausnahme stellt nur der Konsonant „n“ da, der auch alleinstehend verwendet wird.
Will man sich jedoch auf einen Bestandteil eines Kanas beziehen, z.B. das „k“ oder „a“ von „ka“, bezeichnet man diesen Teil nicht als Kana, sondern als „Mora“ [モーラ].

Entstehung der Hiragana【ひらがな】

Während der Heian-Zeit (794-1186), als die Hauptstadt in das heutige Kyōto (damals Heian) verlegt wurde, war es Frauen strengstens untersagt Chinesisch oder chinesische Schriftzeichen zu lernen. Lediglich das Erlernen von Manyōgana wurde Frauen gestattet. Doch durch die mangelnden Kenntnisse der chinesischen Sprache und Schriftzeichen, begannen Frauen die Manyōgana mehr und mehr zu vereinfachen und schwungvoller kursiv zu schreiben.
Aus dieser Vereinfachung der Manyōgana entwickelten sich langsam die Hiragana, die Frauen benutzten um komplette Texte auf Japanisch in Hiragana niederzuschreiben. Eines der bekanntesten Werke ist das „Kopfkissenbuch“ der Hofdame Sei Shōganon vom Jahre 1000. Obwohl sie als eine der wenigen Frauen Kanji schreiben konnte, da sie heimlich Kanji-Unterricht erhielt, verfasste sie ihre Texte in ihrem Tagebuch hauptsächlich in Hiragana.
Da die Entwicklung der Hiragana vor allem durch Frauen stattgefunden hat, wird sie heute wegen ihrer Eleganz und geschwungenen Schreibweise, als „Frauenschrift“ bezeichnet. Der Begriff „Hiragana“ entstand erst im 17 Jhd. und bezieht sich auf die geschwungene Schreibweise und bedeutet „Zeichen ohne Kanten“ (wortwörtlich: „einfaches Zeichen“)


a

i

u

e

o

ka

ki

ku

ke

ko

sa

shi

su

se

so

ta

chi

tsu

te

to

na

ni

nu

ne

no

ha

hi

fu

he

ho

ma

mi

mu

me

mo

ya

yu

yo

ra

ri

ru

re

ro

wa
(ゐ)
(wi)
(ゑ)
(we)

(w)o

n

Entstehung der Katakana【カタカナ】

Ein bisschen später, aber parallel zu den Hiragana, fand im 9 Jhd. die Entwicklung der Katakana durch männliche buddhistische Studenten statt.
Buddhistische Mönche mussten damals Chinesisch erlernen um buddhistische Texte oder Sutren lesen zu können. Um die schweren chinesischen Texte einfacher lesen zu können, begannen buddhistische Studenten vereinfachte Manyōgana, die sie über oder neben die chinesischen Zeichen schrieben, als Lesehilfe zu verwenden.
Anders als bei den Hiragana fand die Vereinfachung durch weglassen bestimmter Bestandteile der Manyōgana satt. Somit blieb auch die kantige Schreibweise der ursprünglich Manyōgana erhalten. Durch die kantige Schreibweise und weil sie von männlichen buddhistischen Studenten entwickelt wurde, wird sie als „Männerschrift“ bezeichnet. Der Begriff „Katakana“ entstand ebenfalls erst später und bedeutet „Fragment eines Zeichens“ (wortwörtlich: „Fragmentzeichen“)
Anders als bei Hiragana wurden zur Zeit der Entstehung der Katakana keine Texte rein in Katakana verfasst, sondern dienten nur als Lesehilfe und als Vorgänger der heutigen Furigana.


a

i

u

e

o

ka

ki

ku

ke

ko

sa

shi

su

se

so

ta

chi

tsu

te

to

na

ni

nu

ne

no

ha

hi

fu

he

ho

ma

mi

mu

me

mo

ya

yu

yo

ra

ri

ru

re

ro

wa
(ヰ)
(wi)
(ヱ)
(we)

(w)o

n

Weiterentwicklung der Silbenschriften bis zur Moderne

Jetzt wo wir die Entstehung der drei Schriftsysteme Kanji, Hiragana und Katakana kennen, können wir einen genaueren Blick auf die Weiterentwicklung und Verbreitung der einzelnen Schriftsysteme werfen.

Zu Beginn des 10 Jhd. verloren die Manyōgana weiter an Bedeutung und eine Verbreitung der Hiragana, durch japanische Gedichte [Waka] und Regierungsbeamte, nahm stark zu.
Mit der immer weiter schwindenden Vormachtstellung der Manyōgana verloren auch die Kanji kurzeitig ein wenig an Bedeutung, da sich die Ansicht, dass Hiragana, durch ihre einfache und elegante Schreibweise, ideal seien die japanische Sprache zu repräsentieren, durchsetzte. Bis ins 11 Jhd. sind ein Großteil der noch erhaltenen Schriften rein in Hiragana, mit vereinzelten Kanji, mit einer rein semantischen Verwendung, verfasst. Dies lag vor allem daran, dass Frauen, denen es verboten war die chinesische Sprache zu erlernen, einen großen Teil dieser Texte verfasst haben.
Weiters fand durch das „Iroha“-Gedicht aus dem Jahre 1079 eine erste grundlegende Ordnung der Hiragana zu deren jeweiligen Silben statt, was deren Verwendung vereinfachte. Denn das Besondere an diesem Gedicht war, dass es nicht nur eine umfangreiche Auflistung von Manyōgana besaß, sondern benutzte jedes damals verwendete Kana und jedes nur einmal. Diese Ordnung der Silben wird, bis auf wenige Reformen in der Moderne, heute noch verwendet.

Doch ab ca. der Mitte der Heian-Zeit (794-1186) entwickelte sich eine weitere Schreibweise, die später das Schreiben von Texten in rein Hiragana ablösen sollte. Die sogenannte „Kanji-Kana“ Schreibweise.
Hierbei wurden primär Kanji, phonetisch wie auch semantisch, in Verbindung mit Katakana verwendet. Wobei die Katakana ausschließlich verwendet wurden um grammatikalische Wörter und Endungen zu bilden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Katakana durch Hiragana ersetzt und bilden die eigentliche Vorstufe der modernen japanischen Schreibweise.
Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass die moderne japanische Schreibweise vom Schreiben mit Hiragana abstammte, doch wurden Hiragana erst später wieder relevant, da sie als schöner und eleganter galten.

Die Kanji-Kana Schreibweise führte nicht nur zu Änderung der Schreibweise, sondern auch zu einer Sinifizierung der japanischen Sprache. „Sinifizierung“ bedeutet einen stark steigenden Einfluss der chinesischen Sprache durch die primäre Verwendung von Kanji. Immer mehr chinesische Lehnwörter wurden verwendet, deren Aussprache an die japanische Phonetik angepasst wurden. In dieser Zeit sind auch die meisten On-Lesungen und Kun-Lesungen der heutigen Kanji entstanden. Nicht nur, dass man den schon bereits bestehenden Kanji wegen den neuen Lehnwörtern neue chinesische Lesungen gegeben hat, sondern auch neu übernommene Kanji japanische Lesungen.
Die Verbreitung der chinesischen Lehnwörter wurde durch den in Japan entstandenen Zen-Buddhismus besonders gefördert, da dieser zu dieser Zeit großen Einfluss hatte.

Wichtige geschichtliche Ereignisse:
● Am Ende der Heian-Zeit verliert der Kaiser und seine Verbündeten den Gempei-Krieg (1180-1185) und der Kaiser verliert all seine politische Macht. Daraufhin wird in Kamakura nähe Tōkyō von den Hōjō die erste Militärregierung, das Shōgunat (Bakufu), gegründet.
● Die Hōjō werden 1333 durch die Kaiserverbündeten Ashikaga vernichtet, doch hintergehen die Ashikaga den Kaiser und gründen ihr eigenes Shōgunat in Kyōto.
● Mit dem Ōnin-Krieg 1477 verlieren die Ashikaga ihre Macht und das zentralistisch regierte Japan zerfällt in ca. 200 kleine Provinzen, was zur Zeit der zerstrittenen Reiche (Senkoku-Zeit) führt. Über 100 Jahre lang führen fast jede Provinz gegeneinander Kriege um sich eine Vormachtstellung zu sichern.
● Im Jahre 1543 landen die ersten Europäer im Süden Japans und bringen Schusswaffen und das Christentum mit sich.
● Erste Reichseinigung Japans durch Oda Nobunaga im Jahre 1575 mithilfe von Schusswaffen aus dem Westen und beendet die Senkoku-Zeit.
● Zweite Reichseinigung durch Toyotomi Hideyoshi im Jahre 1585 mit Legitimation vom Kaiser. Fehlgeschlagene Invasion der koreanischen Halbinsel.
● Dritte und endgültige Reichseinigung durch Tokugawa Ieyasu im Jahre 1600 durch die Schlacht von Sekigahara. Beginn der Edo-Zeit (1600-1886) und einer über 200 Jahre langen Herrschaft ohne große Kriege.

Bis zum Beginn der Edo-Zeit (1600-1886) hatte sich die Kanji-Kana Schreibweise im damaligen Japan flächendeckend durchgesetzt. Doch entstanden während der Edo-Zeit große Unterschiede nicht nur zwischen der Kaiserstadt Kyōto, dem kulturellen und religiösen Zentrum Japans, und der Shogun- und Regierungshauptstadt Edo, das heutige Tōkyō, sondern auch in anderen Teilen des Landes.
Denn schon vor der Machtübernahme der Tokugawa trafen die ersten Europäer im Süden Japans ein. Nicht nur, dass es der erste Kontakt mit europäischen Ländern war, die Portugiesen begannen auch mit dem Erkunden des Landes und dem Erforschen der japanischen Sprache. Sie fingen dabei an die erste Umschrift mit lateinischen Buchstaben zu entwickeln, die die Grundlage für die heute verwendete Umschrift „Rōmaji“ [ローマ字] ist. Auch die ersten Wörterbücher und Fremdwörter aus westlichen Sprachen stammen aus dieser Zeit.
Doch brachten die Europäer nicht nur den positiven Handel mit dem Westen mit sich, sondern auch Schusswaffen und das Christentum. Besonders die Portugiesen und Spanier wollten eine christliche Missionierung Japans vorantreiben. Dies führte um 1630 zu so großen Problemen und Instabilität in Japan, sodass 1639 die sogenannte „Sakoku“[鎖国] die Abschließung Japans beschlossen wurde, die bis 1853 bestand haben sollte. Nicht nur die christliche Missionierung, sondern auch der Einfluss fremder Länder, sowie ein weiteres Aufstreben eines durch den Welthandel gestärktes Nagasaki, sollte unterbunden werden. Allen Fremden wurde die Einreise unter der Androhung der Todesstrafe verboten und mussten das Land sofort verlassen. Auch Japaner durften das Land nicht mehr verlassen. Einzige Ausnahme stellten die Holländer dar, die stark beschränkt Handel betreiben durften, da sie den Tokugawa bei der Schlacht von Sekigahara und der Machtübernahme geholfen hatten.

Um weitere Unruhen und Instabilität im Lande zu verhindern, wurde nicht nur die Mobilität nach außen, sondern auch innerhalb des Landes stark eingeschränkt. Ohne eine Erlaubnis durfte man nicht mehr in eine andere Provinz des Feudalstaates reisen. Diese Isolierung der einzelnen Feudalprovinzen voneinander und einer damit einhergehenden Schaffung isolierter Sprachinseln, führte zu einer verstärkten und unabhängigen Weiterentwicklung der einzelnen Dialekte und Sprachvariationen in den jeweiligen Provinzen.

Durch die erzwungene Öffnung des Landes durch die Amerikaner im Jahre 1853 verlor das Tokugawa-Shogunat seine Macht und es wurde die Meiji-Restauration (1868), die wieder den Kaiser zum alleinigen Herrscher Japans machte, eingeleitet. In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde eine Verfassung nach preußischem Modell eingeführt, die kaiserliche Hauptstadt nach Tōkyō verlegt und mit der gezielten Verwestlichung des Landes begonnen. Diese Restauration des Kaisers markiert den Beginn der Moderne in Japan.
Mit der Öffnung des Landes haben auch die Katakana ihre ursprüngliche Funktion wiedererlangt. Denn um die Gesellschaft und den Staat neugestalten zu können wurden Gesandtschaften in die Länder des Westens geschickt, um das beste Systeme für das eigene Land zu finden. Doch konnten die meisten Gesandten Japans die jeweiligen westlichen Sprachen nicht und haben wie die buddhistischen Studenten bei schweren chinesischen Texten damals, über die jeweiligen Wörter die Aussprache in Katakana geschrieben. Katakana galten im Vorkriegsjapan als akademisch und gebildet, und wurden deswegen für die Darstellung von Fremdwörtern [外来語] aus anderen Sprachen verwendet.
Weiters sind mit der Öffnung des Landes die Fremd- und Lehnwörter anderer Sprachen rasant angestiegen und es wurden nicht nur neue Wörter, sondern auch schon bestehende japanische Wörter versucht mit westlichen Wörtern zu ersetzten.

Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Pläne eine einheitliche Standardsprache zu entwickeln, da sich durch die Isolierung der einzelnen Provinzen nicht nur die Dialekte und Sprachvariationen stark unterschieden, sondern auch die Schreibweise der japanischen Sprache selbst. Durch die „Kokugo“ [国語] (wortwörtlich: „Landessprache“) wollte man versuchen das zersplitterte Japan wieder zu vereinen und ein gemeinsames Nationalgefühl zu schaffen.

Ich verstehe nur Tōkyō!

Im Jahre 1900 wurde mit der ersten großen Reform der erste Grundstein für eine Vereinheitlichung der japanischen Sprache gelegt.
Mit der Grundschulreform von 1900 wurde die Vielzahl der Hiragana und Katakana, die für die jeweiligen Silben verwendet wurden, auf jeweils 46 Zeichen reduziert. Pro Silbe sollte nur mehr ein Zeichen verwendet werden. Weiters wurden auch die Kana „wi“[ゐ/ヰ] und „we“[ゑ/ヱ] nicht mehr inkludiert.
Weiters wurde zur traditionellen japanischen Schreibweise von oben nach unten und von rechts nach links, die westliche horizontale Schreibweise von links nach rechts offiziell eingeführt.

Kurz darauf wurde begonnen eine Standardsprache auf Basis der Sprache, die die Personen der Mittel und Oberschicht in Tōkyō sprachen, zu entwickeln.
Fälschlicherweise wird oft behauptet, dass der Dialekt aus Tōkyō als Standardsprache ausgewählt wurde, doch wurde dieser nur von der Mittel- und Unterschicht gesprochen. Denn der Dialekt aus Tōkyō oder besser gesagt aus dem ehemaligen Edo hat eine Besonderheit. Mit dem Umzug des Tokugawa Shogunat in die damals noch kleine Stadt Edo, hat ein Zuzug verschiedenster Personen, vor allem Samurai, aus allen Teilen Japans nach Edo begonnen. Durch die Verwischung dieser unzähligen Dialekte und Sprachvarianten hat sich in der Mittel- und Unterschicht von Edo eine leicht verständliche und formbare Sprache (Dialekt) entwickelt. In der gehobenen Mittel- und Oberschicht wurde damals weiter das Japanisch aus Kyōto gesprochen. Daher ist die Basis für die Standardsprache ein Mix aus den Dialekten von Tōkyō und Kyōto. Hierbei wurde nicht nur die Vereinheitlichung der Grammatik und der Kana fokussiert, sondern auch die Reduzierung und Vereinfachung der verwendeten Kanji. 1923 erstellte das Bildungsministerium eine erste Liste mit ca. 2100 Kanji, wobei ca. 150 Kanji davon eine vereinfachte Schreibweise bekamen.
Nach Vereinheitlichung der Zeichen und der Grammatik wurde im Vorkriegsjapan mit Zwang versucht die neue Standardsprache durchzusetzen. Dialektsprecher wurden bestraft oder öffentlich vorgeführt, falls sie ihren eigenen Dialekt verwendet haben.
Während des 2ten Weltkrieges wurde diese Politik noch intensiver verfolgt. Zum Beispiel wurden Personen aus Okinawa, das 1872 annektierte Ryūkyū-Königreich, gefoltert oder interniert, falls sie ihre eigene Sprache verwendet haben. Diese radikale Politik der Durchsetzung hat bis heute Nachwirkungen und hat die Varietät der Dialekte in Japan stark reduziert und manche Dialekte fast ans Aussterben gebracht.

Japan der Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation am 14. August 1945 begann in Japan die Besatzung der Amerikaner und der Beginn einer neuen friedlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft Japans.
Das Verbot Dialekt zu verwenden wurde aufgehoben und Abgrenzung zum ehemaligen totalitären Staat wurde gesucht. Die neue Friedensverfassung wurde mit Zwang aus Amerika proklamiert.
Nach wirtschaftlichen Hilfen aus Amerika für den Wiederaufbau Japans begann eine Amerikanisierung Japans. Alles was amerikanisch war wurde zum Ideal. Auch die Amerikanisierung der japanischen Sprache hat zu dieser Zeit stattgefunden. Nicht nur, dass durch die Besetzung Japans eine Vielzahl an Anglizismen, die in Katakana geschrieben werden, nach Japan gekommen sind, es wurden auch keine neuen japanischen Wörter für neue Gegenstände kreiert, sondern das englische Wort übernommen.

Wichtige Reformen in der Moderne

Seit der Vereinheitlichung der Grammatik in der Mejii-Zeit (1868-1912) gab es keine große Reform der japanischen Grammatik mehr. Doch bezüglich der japanischen Schrift gab es einige wichtige Reformen. Besonders zur Anzahl jener Kanji, die man in der Schule lernen muss.

Wichtige Schrift-Reformen
【1900】Vereinheitlichung von Hiragana und Katakana
【1923】 Liste von 2.100 Kanji und erste Vereinfachung mancher Kanji
【1946】Tōyō-Kanji Liste mit 1850 Kanji (Versuchte Abschaffung von Kanji in der Zukunft)
【1946】Endgültige Abschaffung der Kana „wi“[ゐ/ヰ] und „we“[ゑ/ヱ]
【1956】Weitere Vereinfachung mancher Tōyō-Kanji
【1965】Revidierung des Plans Kanji in der Zukunft abzuschaffen
【1981】Tōyō-Kanji Liste (1.850) wird durch Jōyō-Kanji Liste (1.945) ersetzt
【2010】 Letzte große Anpassung der Jōyō-Kanji auf 2.332 Kanji
*Jōyō-Kanji [常用漢字] bedeutet „Alltags-Kanji“ (wortwörtlich:“alltäglich verwendete Kanji“)

Das heutige Standardjapanisch【標準語】

Hiragana 【ひらがな】

Hiragana als die eigentliche Grundschriftart im Japanischen. Alle japanischen Wörter und grammatikalischen Funktionen der japanischen Sprache werden oder können mithilfe der Hiragana wiedergegeben werden. Dies schließt auch jene Wörter mit ein, die normalerweise in Kanji geschrieben werden.

Katakana【カタカナ】

Katakana werden hauptsächlich verwendet, um Lehnwörter, Fremdwörter oder Namen aus anderen Sprachen auf Japanisch schreiben zu können. Ländernamen, Sprachen, Tierarten und Pflanzenarten werden ebenfalls fast ausschließlich in Katakana geschrieben, da die jeweiligen Kanji nicht mehr im Gebrauch sind. Weiters werden sie verwendet um eine Vielzahl an sogenannten „Onomatope“【オノマトペ】 wiederzugeben.

Kanji【漢字】

Kanji sind Schriftzeichen, die phonetisch und semantisch verwendet werden um Begriffswörter im Japanischen wiederzugeben. Meist in Verbindung mit Hiragana, die einen Teil eines Verbs, Adjektivs oder eine grammatikalischen Funktion darstellen.
Kanji besitzen meist mehrere On-Lesungen (phonetisch) und Kun-Lesungen (Bedeutung).

Rōmaji【ローマ字】

Umschrift der japanischen Sprache in lateinischen Buchstaben.

Furigana【ふりがなfurigana

Als Furigana werden jene Hiragana und Katakana bezeichnet, die über einem Kanji oder Namen stehen und uns als Lesehilfe dienen.

Kanji-WortKanji-OrtsnameKanji-NameRōmaji-Name
やま日本にほん佐藤さとうJonasヨナス
Berg „yama“Japan „Nihon“Satō

Arabische Zahlen【0 bis 9】

Neben den Kanji für die einzelnen Zahlen, werden im modernen Japanisch auch die arabischen Zahlen von 0 bis 9 verwendet.